light as a feather, floating on air

Donnerstag, 26. Januar 2012

wir sitzen im auto, rückweg vom training. er starrt sturr auf die straße. ich rede. erzähle ihm etwas aus meinem leben, einen belanglosen teil, irgendetwas, das bloß nichts über mich preisgibt. hauptsache reden, nur nicht schweigen und meine eigenen gedanken hören.
zu schnell bin ich mit meiner erzählung zuende. eigentlich war es lustig. eigentlich müsste er jetzt lachen. zu spät hat er bemerkt, dass er seinen einsatz verpasst hat
er lacht.
ich sehe ihm an, dass er schon wieder vergessen hat, was ich überhaupt gesagt habe. ich drehe mich weg. da höre ich doch lieber meinen gedanken zu.
soetwas nennt sich mein vater. tränen steigen mir in die augen. 'die familie muss sich mehr erzählen'. von wegen. ich atme tief ein und zwinge das wasser zurück in meinen körper. es sammelt sich in meinem hals und droht mich zu ersticken. immer sagt er, ich soll ihm mehr erzählen. wenn ich das tue, hört er nichtmal zu. 
draußen fängt es an zu regnen.
der himmel ist schwarz.
da oben blinkt ein stern. dann mischt sich ein rotes licht zu dem weißen, der stern bewegt sich vom fleck. das flugzeug ist voll mit leuten, die vor ihren problemen fliehen oder zu ihnen zurückkehren.
mein blick wandert zum schwarzen asphalt. unnachgiebig schwebt er unter dem auto dahin. bald sind wir da. ich rede nicht mehr mit ihm. er hat noch etwas gesagt, an seinem ton höre ich einen vorwurf. das ist das einzige, das in letzter zeit aus seinem mund kommt. ich achte nicht darauf. steige die treppe hoch. will meiner mutter eine gute nachricht überbringen. "die ärztin meint, ich brauche die spange bald nicht mehr." keine reaktion. die nase hinter einem buch versteckt. auch sie verpasst ihren einsatz. hektisch hebt sie ihren kopf, murmelt ein "das ist ja toll" vor sich hin und verkriecht sich wieder in ihrem buch. noch nichteinmal ein ordentlicher roman ist es. die bedienungsanleitung für ihr handy. ich gehe in mein zimmer und nehme die klinge.
mit jedem schnitt erzähle ich eine weitere geschichte, die ich verschlucke, an der ich ersticke.die haut geht auf und lässt die geister frei. sie umschwirren meinen kopf. formen vor meinen augen ein wort: food
zu viel gegessen heut. schon wieder.
zu viel mit meinen eltern geredet. sie wollen das nicht.ich soll sie in ruhe lassen. nach außen die perfekte familie. nach innen nur vier einzelne personen.
meine schwester rennt nach vorne ins wohnzimmer. mutter, vater, schester. alle vereint, die ganze schöne familie. sie erzählt etwas. ich höre meinen vater lachen. meine mutter lachen. ohne peinliche pausen dazwischen, sofort ein kommentar dazu, noch mehr lachen.
ich habe mich geirrt: nach außen die perfekte familie. innen die perfekte familie: vater, mutter kind. ach ja, und die da.
das essen heute beim training wieder ausgekotzt. es war zu ekelig, ich wollte nciht, dass sich die kalorien in meinem körper festsetzten...
ich bin die kranke tochter, über die sie nicht reden wollen. die, die dünner wird. die, die sich verleztz. die, die sich ins training stürzt.die, die jede nacht in ihrem bett weint. die, die sich jeden abend auf ihre fensterbank setzt und in die ferne starrt. die, die den guten ruf der familie kaputt macht. das kann man ihr auch direkt ins gesicht sagen. weil die ist die, die keine gefühle hat.
nein, sie ist die, die an ihren gefühlen erstickt.

meine freundin ist zu mir gekommen. "was ist los? du bsit so depri heute"
ich sehe sie an und renne weiter.

schnitt. essen. schnitt. depressionen. schnitt. fett. schnitt. schon wieder gekotzt heute. schnitt. vom trainer runter gemacht. schnitt. stress in der schule. schnitt. druck von allen seiten.schnitt. selbsthass. schnitt. selbstmord.

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